Ertragsauslösende und ertragssteigernde Nachimpfung von 1200 Trüffelbäumen

Ende Februar haben wir unsere komplette Plantage im Hegau mit 1.200 Trüffelbäumen (T. aestivum var. uncinatum) einer Nachimpf-Aktion, dem sogenannten „Réensemencement“ unterzogen. Beim Nachimpfen werden flächig Trüffelsporen auf dem vorbereiteten Boden um den Baum ausgebracht und anschließend eingearbeitet. Diese Maßnahme soll in erster Linie ertragsauslösend wirken, indem flächig neues genetisches Material eingebracht wird, das auf möglichst viele Feinwurzeln treffen soll. Erreicht werden soll damit die flächige Ausbildung beider sogenannter Mating-types als Voraussetzung für eine Fruchtung 1.
Sehr vereinfacht erklärt sind Mating-types männliche und weibliche Anteile des Trüffel-Mycels, die nicht miteinander verwandt sein dürfen. Vorausgesetzt, die Trüffelbäume wurden korrekt mit Sporen und nicht mit geklontem Mycel mykorrhiziert, weisen die Bäumchen beim Auspflanzen beide Mating-types auf. Im Verlauf der folgenden drei Jahre dominiert jedoch einer der beiden Mating-types flächig, sodass eine Bildung von Fruchtkörpern unmöglich wird. Hier setzt die Technik der Nachimpfung, dem sogenannten „Réensemencement“ an. Ist die Bildung beider Mating-types wieder in Gang gebracht, ist der Prozess selbsterhaltend.
Das für die Fruchtung erforderliche „männliche Mycel“ (Mycélium mâle) entsteht überwiegend aus Sporen 2 daher wirkt das weitere regelmäßige Einbringen von Sporen ertragssteigernd in einer bereits produzierenden Anlage. Das Nachimpfen ist nicht mit „Trüffelfallen“, den sogenannten „pièges à truffes“ zu verwechseln. Da die Trüffelfallen nur punktuell im Wurzelraum wirken, sind sie als ertragsauslösende Maßnahme nur sehr bedingt sinnvoll, da das notwendige flächige Installieren beider Mating-types nicht erfolgen kann 1. Der Einsatz von Trüffelfallen ist als ertragssteigernde und nicht als ertragsauslösende Maßnahme, aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Sporen, nur in bereits produzierenden brûlés zu empfehlen.
Die unterschiedlichen Auswirkungen von Nachimpfungen und Trüffelfallen auf die Verteilung der Mating-types in der Mykorrhiza unserer Trüffelbäume haben wir im November 2018 bereits molekulargenetisch von unserem Partner-Labor MYCEA (Lizenz INRA/CNR) überprüfen lassen.
Trotz, bereits ein Jahr zuvor eingebrachter Trüffelfallen, fanden sich 6-jährige Bäume mit nur einem Mating-type. Im Frühjahr 2018 nachgeimpfte 3-jährige Buschhaseln wiesen bereits im Rahmen der gleichen Beprobungsaktion beide Mating-types in gleichmäßiger Verteilung auf.
Für das Nachimpfen haben wir für 1.200 Bäume 12 kg Trüffel (T.aestivum var.uncinatum), 
4 kg Zucker und 600 Liter Vermiculite verwendet. Pro Baum sind mindestens 10g Trüffel notwendig, egal ob für Nachimpfung oder für Trüffelfallen. Le Tacon 1 empfiehlt sogar bis zu 30g/Baum, was jedoch oft wirtschaftlich nicht darstellbar ist.
Einfach-Zucker helfen die Keimruhe der Sporen aufzuheben, was bereits 2010 3 publiziert wurde und dienen nicht der Nährstoffversorgung. Honig besteht auch nur aus Einfach-Zuckern, die Verwendung, an Stelle von Zucker, hat also keinen Mehrwert.
Vermiculite hat bei diesen Methoden nicht die Aufgabe eines „Nährstoffaustauschers“, sondern dient in erster Linie als Trägerstoff für die Trüffelsporen. Es muß nämlich gewährleistet sein, dass die Trüffelsporen gleichmäßig um den Baum herum (10g/Baum) und innerhalb der Mischung, ebenfalls gleichmäßig verteilt werden. Vermiculite ist ein thermisch geblähtes Tonmineral, das dadurch sehr viel Wasser speichern kann. Zusammen mit dem Zucker ermöglicht das gebundene Wasser die Keimung der Sporen. 
Die Methode und die Rezepturen sind in der einschlägigen Literatur und im Internet freiverfügbar. Die genaue Vorgehensweise mit Tipps und Tricks, die eine sichere und gleichmäßige Nachimpfung gewährleistet, findet man dort jedoch nicht.
Dieses praktische Wissen wurde uns in Fortbildungen der Station trufficole Cahors-Le Montat (Trüffel-Forschungsstation) und in zahlreichen Gesprächen mit unseren Trüffelanbau-Kollegen im Syndicat des trufficulteurs de Lalbenque, (dessen Mitglied wir sind), vermittelt.

Vorgehensweise:

1. Die Trüffel werden mit Wasser fein gemixt.

2. Der Zucker wird gleichmäßig mit dem Vermiculite vermischt.
Anschliessend wird die Trüffel-Wasser-Mischung eingearbeit.

3. Niemals die ganze Trüffel-Wasser-Mischung
auf einmal ins Vermiculite schütten.
Das ergibt einen Sporen-Vermiculite-Klumpen,
und durch ein weiteres Zugeben von Wasser kann
keine Verteilung mehr erreicht werden,
da die Sporen bereits am Vermiculite haften.
Daher immer wieder Wasser zu der
Trüffelmischung geben und nach und nach
einarbeiten, bis eine leicht feuchte und rieselfähige
(WICHTIG) Konsistenz erreicht ist.

4. Die Pflanzlinien wurden mit der
Rinieri-Trüffelegge vorbereitet.
Sporen direkt auf die Grasnarbe
zu streuen ist nicht effektiv.

5. Pro Baum werden ca. 0,5 Liter des Vermiculite-Trüffel-Gemischs ausgebracht.

6. Das Vermiculite-Trüffel-Gemisch wird mit einer Kreiselegge eingearbeitet


Quellen:
1) F. Le Tacon, 2017: Les truffes
2) C. Murat, 09/2018, mündlich
3) G. Chevalier, 2010: La truffe de Bourgogne

Zuletzt aktualisiert am 09.08.2019 von Redaktion TrufConcept.

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